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Vom Warenkorb zur Müllhalde: Schattenseiten von Shein und Temu

08. November 2024 | zuletzt aktualisiert am 18. November 2024
Auf dem Foto sieht man Berge von Damenkleidung, die auf einem Sofa las auch am Boden herumliegen.
Wegwerfware auf dem Vormarsch

Finger weg auch zur Weihnachtszeit vor Käufen über SHEIN, TEMU und Co. Diese chinesischen Plattformen locken mit unschlagbaren Preisen. Doch der vermeintlich günstige Konsum hat einen hohen Preis – für die Umwelt, die Gesellschaft und Österreichs Abfallwirtschaft. Während Mode und Elektronik zum Spottpreis durch die Einkaufswagen wandern, hinterlassen sie eine Spur der Verwüstung. Dieser Artikel zeigt, warum das „Ultra-Fast Fashion“-Fieber teurer ist, als es scheint, und warum Österreich dringend gegensteuern sollte. 

Fast jede zweite Person in ÖSterreich hat bereits bei Temu & Co bestellt

Eine Umfrage der JKU unter rund 1.000 Österreicherinnen und Österreichern zeigt: In den letzten zwölf Monaten hat fast jede Person bei chinesischen Online-Plattformen wie Temu, Shein oder AliExpress eingekauft. Besonders Temu ist beliebt, mit rund 30.000 Paketen, die täglich nach Österreich geliefert werden. Die Hauptzielgruppe sind junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren, die dort günstige Mode und Kosmetik kaufen.

Ausnutzen von Schlupflöchern – Billigpreise auf Kosten der Allgemeinheit 

SHEIN, TEMU und ähnliche Plattformen nutzen gezielt Schlupflöcher im Steuer-, Zoll- und Produktionsrecht, um ihre Preise zu drücken. So schaffen sie es, die Konkurrenz, um bis zu 24 Prozent zu unterbieten und heimischen Unternehmen zunehmend Umsatzanteile abzunehmen. Die aggressive Preispolitik fördert nicht nur den Überkonsum, sondern schadet auch der österreichischen Wirtschaft.  

Icon: Pflanze mit Blüte in Herzform
Auch zu Weihnachten

Vermeiden Sie den Kauf von Weihnachtsgeschenken über SHEIN, TEMU und Co. Diese Plattformen verursachen erhebliche Umweltbelastungen und setzen häufig auf unsichere Produktionsbedingungen. Entscheiden Sie sich stattdessen für nachhaltige und lokale Anbieterinnen und Anbieter, um die Umwelt zu schützen und faire Arbeitsbedingungen zu unterstützen.

Dunkle Seite der Rabatte: Mensch und Umwelt als Leidtragende 

Hinter den niedrigen Preisen stehen oft Menschen, die in prekären Arbeitsverhältnissen ausgebeutet werden – darunter Frauen und Kinder, die unter minimalen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen leiden. SHEIN und TEMU können durch solche Bedingungen ihre Produktionskosten auf ein Minimum drücken und bieten so Produkte an, die scheinbar unendlich billig erscheinen. Doch dieser „Preis“ ist irreführend – letztlich zahlen Arbeiterinnen bzw. Arbeitnehmer sowie die Umwelt dafür. 

Auf dem Foto sieht man vor einer Haustüre mehrer Postpkaete in unterschiedlichen Größen. Die Eingangstüre ist Dunkeltürkis und eine Person öffnet gerade die Tür.
Online Shopping – Pakete im Überfluss

Klimabelastung durch Flugzeugfracht und immense CO₂-Emissionen 

Viele Produkte aus China werden per Luftfracht nach Europa geliefert, was enorm hohe CO₂-Emissionen verursacht. Die Klimabilanz dieser Plattformen ist verheerend, da täglich tausende Tonnen Waren nach Europa geflogen werden. Dieser Transportweg ist nicht nur teuer, sondern auch äußerst umweltschädlich und treibt die globale Erwärmung voran. So kommen die Billigprodukte mit einem großen Rucksack an Umweltverschmutzung in Österreich an. 

Sicherheits- und Gesundheitsrisiken: Mangelnde Kontrolle und schädliche Stoffe 

Die Flut an Paketen aus China stellt die österreichischen Zollbehörden vor eine immense Herausforderung. Ohne ausreichende Kontrolle gelangen Produkte in den Markt, die möglicherweise schädliche Inhaltsstoffe oder Sicherheitsrisiken bergen. Kleidung, die Schadstoffe enthält, und unzureichend geprüfte Elektronikprodukte, die brennen oder explodieren können, gefährden die Sicherheit der Konsumenten – ein weiterer versteckter Preis der Billigkultur. 

Kurze Lebensdauer der Produkte – Produziert für die Tonne 

Billig produzierte Ware hat oft eine kurze Lebensdauer und landet nach nur wenigen Nutzungen im Müll. Besonders bei Textilien, die sich durch ihre minderwertige Verarbeitung schnell abnutzen, kommt es zur Entsorgung großer Mengen an Kleidungsstücken. Die Wegwerfmentalität, die durch Fast-Fashion-Plattformen wie SHEIN und TEMU gefördert wird, stellt die österreichische Abfallwirtschaft vor große Herausforderungen.  

Vermeidung von Entsorgungskosten: Plattformen drücken sich vor Verantwortung 

Während heimische Unternehmen für die Entsorgung ihrer Verpackungen bezahlen müssen, umgehen SHEIN und TEMU als außerhalb der EU operierende Unternehmen diese Kostenpflicht. Sie sparen an Entsorgungskosten, während Österreich für die anfallenden Müllberge und Recyclingprobleme aufkommt. Die Folge: Ein unfairer Wettbewerb und eine zusätzliche Belastung für die österreichische Steuerzahlerin und Steuerzahler. 

Auf dem Foto sind man links und rechts Berge voller Kleidung.
Kleidung im Überfluss – Realität von Ultra-Fast-Fashion

Qualitätsverlust im Textilmarkt: Wenn Secondhand zu Abfall wird 

Die Menge an minderwertiger Kleidung, die in Österreich auf den Markt gelangt, führt auch zu einem Einbruch des Textilmarktes. Viele Sozialunternehmen können den Großteil der gespendeten Kleidung aufgrund ihrer schlechten Qualität nicht weiterverkaufen. Damit bleiben diese Unternehmen auf großen Mengen unbrauchbarer Textilien sitzen, die weder recycelbar sind noch Abnehmerinnen und Abnehmer finden. Die Billigkleidung wird so zu einem ungewollten, kostspieligen Problem für die Sozialwirtschaft und der Abfallwirtschaft. 

Ein globales Problem mit lokalen Auswirkungen 

Während Frankreich und andere Länder hohe Bußgelder und Verkaufsverbote für Verstöße gegen die Herstellerverantwortung eingeführt haben, sind die Strafen in Österreich oft gering und wenig abschreckend. Internationale Beispiele zeigen jedoch, dass strengere Regulierungen Wirkung zeigen. Frankreich etwa hat bewiesen, dass hohe Strafen und Verkaufsverbote eine klare Botschaft an die Industrie senden und Umweltsünden nicht akzeptiert werden. Solche Maßnahmen könnten auch Österreichs heimische Wirtschaft entlasten und die Abfallwirtschaft unterstützen. 

Gute Nachrichten: Die Europäische Kommission hat mit Ende Oktober 2024 ein Verfahren gegen den Onlinehänder Temu eingeleitet. Hintergrund ist die Annahme, dass über den chinesischer Onlinehänder gefälschte oder gefährliche Produkte verkauft werden, was gegen das EU-Gesetz für digitale Dienste (Digital Services Act, DSA) stößt. Kritikerinnen und Kritiker fordern jedoch härte Gangarten, z. B. Verbraucher:innen-Verbände.

Fazit: Ein Weckruf an Politik als auch an Konsumentinnen und Konsumenten 

Der Kampf gegen die Schattenseiten von Plattformen wie SHEIN und TEMU erfordert dringend Maßnahmen seitens der österreichischen Politik: strengere Regulierungen, höhere Bußgelder und klare Vorgaben, um die Umweltbelastungen zu mindern. Doch auch jeder Privatperson kann ihren Teil beitragen, indem sie bewusster konsumiert und Alternativen wie Secondhand zu diesen Billigplattformen wählt. So lässt sich die Nachfrage nach Produkten, die Umwelt und Menschenrechte belasten, reduzieren. 

Zusammenfassung: Was jede Person mit dem Kauf bei SHEIN und TEMU verursacht 

    • Enorme CO₂-Emissionen durch Flugzeugfracht 

    • Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern in Niedriglohnländern 

    • Gesundheitsrisiken durch unzureichend geprüfte Produkte

    • Schadenswirkung auf die heimische Textilwirtschaft und Secondhand-Märkte 

    • Gewässerbelastung durch Mikroplastik aus erdölbasierten Fasern 

    • Fehlende Recycling-Beiträge zur Entlastung der Abfallwirtschaft 

    • Gefährliche Produkte (z.B. Elektronik, die Sicherheitsstandards nicht einhält) 

    • Versteckte Kosten für die Allgemeinheit durch Umgehung der Herstellerverantwortung

    Österreich muss handeln – der Druck auf die Politik wächst, eine Lösung für die negativen Folgen von Fast-Fashion-Plattformen zu finden und diese Konzerne endlich in die Verantwortung zu nehmen.

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