NÖ Abfallwirtschaftspreis „Skarabäus“ Prämierte Projekte 2024
Der NÖ Abfallwirtschaftspreis „Skarabäus“ würdigte am 28. Mai herausragende Initiativen und innovative Lösungen im Bereich der Abfallwirtschaft in Niederösterreich. In verschiedenen Kategorien wurden Unternehmen und Einrichtungen ausgezeichnet, die mit ihren Projekten maßgeblich zur Förderung der Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung beitragen.
Der renommierte Abfallwirtschaftspreis „Skarabäus“ 2024 wurde in St. Pölten an insgesamt zehn herausragende Ideen und Projekte verliehen. Der mit 10.500 Euro dotierte Wettbewerb stand dieses Jahr ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft. Die Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der Wirtschaftskammer Niederösterreich, das Land Niederösterreich und der Verein „die NÖ Umweltverbände“ zeichneten zum dritten Mal kreative Ideen aus, die zur nachhaltigen Entwicklung in Niederösterreich beitragen.
Der „Skarabäus” 2024 stellt innovative Lösungen in den Bereichen Technik, Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Kreislaufwirtschaft ins Rampenlicht. Mit 46 Einreichungen wurde 2024 ein neuer Rekord an eingereichten Projekten aufgestellt. Der Preis wurde in vier Kategorien vergeben:
- 1 Kategorie „Betriebe unter 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
- 2 Kategorie „Betriebe über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“
- 3 Kategorie „Sonstige Einrichtungen“
- 4 Kategorie „Start-Up-Unternehmen“
KATEGORIE: BETRIEBE BIS 50 MITARBEITER:INNEN
1. Platz: Biomethananlage Seiringer – Grünes Gas aus Reststoffen Seiringer Umweltservice GmbH In Wieselburg soll die erste Reststoff-Biomethananlage Österreichs entstehen, in der Bioabfall von Haushalten, Abfälle/ Reststoffe aus der Lebensmittelverarbeitung bis zu Reststoffen aus der Landwirtschaft (Maisstroh, Mist und Zwischenfrüchte) verarbeitet werden. In diesem Konzept liefern die zwei Bezirke Melk und Scheibbs, über 10 Lebensmittel-verarbeitende Betriebe und über 80 landwirtschaftliche Betriebe ihre Abfälle bzw. Reststoffe an die Biomethananlage (Transportradius der Input-Stoffe < 10 km). Mit 100.000 t pro Jahr Verarbeitungskapazität und einer Gas-Einspeise-Leistung von bis zu 7 Mio. m³ Methan ist diese Anlage die größte geplante und genehmigte Anlage Österreichs.
2. Platz: Stop the waste chromulus GmbH]
Im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel werden jährlich rund 65.000 t Lebensmittel weggeworfen, davon 45% Obst und Gemüse. Die Trockenvernebelungsanlage von Chromulus hat das Potential, den Obst- und Gemüseverderb am Point-of-Sale um rund 25-35% zu verringern. In fünf Märkten wurde diese Anlage bereits installiert, um die Haltbarkeit der Produkte zu verlängern. Der Trockennebel senkt lokal die Temperatur und erhöht die Luftfeuchtigkeit, das Lebensmittel bleibt somit länger frisch. Obst und Gemüse kann über Nacht im Regal belassen werden (Arbeitszeit, Schutz vor Schäden am Produkt). Die Maßnahme umfasst die Optimierung der Lagerbedingungen, Reduzierung von Plastikverpackungen und Sensibilisierung der Kunden. Dadurch könnten alleine in Österreich jährlich über 7.500 t Lebensmittel gerettet werden.
3. Platz: Unverpackt vom Produzenten bis zum Konsumenten Unverpackt Austria Kern des Projekts ist die Umstellung auf wiederverwendbare und stapelbare Metallbehälter samt umfassender Chargenverfolgung in der Lebensmittel-Logistikkette, um Verpackungsmüll zu vermeiden. Durch die Zusammenarbeit mit Gastronomie und Großküchen sowie die Optimierung der Lagerung und das Schädlingsmonitoring werden durch diese Mehrweg-/Kreislaufgebinde neue Maßstäbe gesetzt. Die Nutzung von Sonnenstrom zur Reinigung der Behälter trägt zusätzlich zum Umweltschutz bei.
v.l.n.r: LAbg. Anton Kasser, Präsident des Vereins die NÖ Umweltverbände, Fachgruppenobmann Thomas Kasper, Hubert Seiringer (Seiringer Umweltservice GmbH), Thomas Freund (Chromulus GmbH), Karin Distelberger (Unverpackt Austria), LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Wirtschaftskammer NÖ-Präsident KommR Wolfgang Ecker
KATEGORIE: BETRIEBE BIS 50 MITARBEITER:INNEN
1. Platz: Kreislaufwirtschaft im Vormarsch: Startschuss für das erste Gips-zu-Gips Recyclingwerk in Österreich GzG Gipsrecycling GmbH Die erste Gips-zu-Gips Recyclinganlage in Österreich, ein Joint Venture zwischen PORR, Saint-Gobain und Saubermacher, ermöglicht künftig das Recycling von bis zu 60.000 t Gipsabfällen jährlich. In der neuen Anlage in Stockerau werden jährlich Gipsabfälle aus Rückbau, Neubau und Abbruch wiederverwertet und somit nicht deponiert. Bis zu 40% Recycling-Gips kann in neuen Platten eingesetzt werden, Naturgips wird somit eingespart (=Ressourcenschonung). Ab 2026 dürfen Gipskartonplatten in Österreich nicht mehr deponiert werden, das Kooperationsprojekt versucht somit diese Herausforderung sowohl auf Entsorgungs- als auch Verwertungsseite sinnvoll und zeitnah zu lösen. Das Projekt zeigt, Gips ist „DAS Vorzeigeprodukt“ für echte Kreislaufwirtschaft!
2. Platz: Umstellung der SONNENTOR Aufgussbeutelteehüllen auf kreislauffähiges Material
SONNENTOR Kräuterhandels GmbH Mitte 2023 wurde eine neue recyclingfähige Aromaschutzhülle aus speziellem Papier eingeführt, die verbesserte Barriereeigenschaften aufweist und mit kompostierbaren Farben bedruckt ist. Diese Umstellung verbessert den Schutz von Geruch und Geschmack und ermöglicht die Entsorgung im Altpapier (Monomaterial statt Verbund). Durch die neue Verpackungslösung konnte der Anteil an recyclingfähigem Verpackungsmaterial von 79% auf 94% erhöht werden. Im Geschäftsjahr 2023/24 wurden etwa 112 t Verpackungsmaterial von Verbundmaterial auf Monomaterial umgestellt.
3. Platz :ÖKOBETON – ein Meilenstein für nachhaltiges Bauen Wopfinger Transport Ges.m.b.H. Die Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H. hat 2023 zwei der nachhaltigsten und innovativsten Transportbetonwerke Österreichs errichtet und damit den Grundstein für die Herstellung klimafitter Betone gelegt. Diese ÖKO-BETON-Werke erlauben die Verarbeitung mehrerer Recyclingfraktionen und den Einsatz verschiedener Betonzusatzmittel zur Stabilisierung und Verbesserung der Betonrezepturen. Nicht nur der erhöhte Anteil von Recyclingmaterial spart CO2 ein, sondern auch die Verwendung einzelner Bindemittelkomponenten statt fertiger Standardzemente. Dieses Werkskonzept ist die Voraussetzung für die Weiterentwicklung ihrer Produktlinie ÖKOBETON. Neben dem bereits bekannten ÖKOBETON-R wurden jetzt ÖKOBETON-K und ÖKOBETON+ weiterentwickelt. Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen tragen ebenso zur Nachhaltigkeit der Werke bei.
v.l.n.r: LAbg. Anton Kasser, Präsident des Vereins die NÖ Umweltverbände, Fachgruppenobmann Thomas Kasper, Monika Döll (GzG Gipsrecycling GmbH), Maria Bianca Papst (SONNENTOR Kräuterhandels GmbH), Philip Ramprecht (Wopfinger Transportbeton Ges.m.b.H.), LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Wirtschaftskammer NÖ-Präsident KommR Wolfgang Ecker
KATEGORIE: SONSTIGE EINRICHTUNGEN
1. Platz: Biotechnologische Rückgewinnung von kritischen Rohstoffen aus gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien Austrian Center of Industrial Biotechnology]
Die Umstellung auf Elektromobilität und erneuerbare Energien erfordert den Einsatz vieler Rohstoffe, wie seltene Erden und Metalle, die schwer zu recyceln sind. Das Projekt untersucht nun, wie Bakterien zur biologischen Laugung von Altbatterien (Lithium-Ionen-Batterien) verwendet werden können, um Metalle umweltfreundlich und effizient zurückzugewinnen. Diese Bakterien sind extrem säureresistent und benötigen wenige Nährstoffe, wodurch sie ideal für das Recycling geeignet sind. Zusätzlich werden Metall-bindende Peptide eingesetzt, um die Metalle selektiv aus den Lösungen zu extrahieren. Das Ziel ist, einen kostengünstigen, umweltfreundlichen Recyclingprozess zu entwickeln, der ohne starke Chemikalien und hohe Energie auskommt.
2. Platz: Entwicklung eines innovativen Aufbereitungsverfahrens zur Wertstoffrückgewinnung aus Müllverbrennungsaschen TU Wien, CD Labor für Recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft, Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften]
In Österreich fallen bei der Müllverbrennung etwa 10-25% der Abfälle als Aschen an, die wertvolle Metalle und mineralische Bestandteile enthalten. Das Forschungsprojekt untersucht erweiterte Aufbereitungsschritte, um zusätzlich zu Metallen auch Rohstoffe wie Glas aus diesen Aschen rückzugewinnen. Die so gewonnene Mineralikfraktion kann als Sekundärrohstoff im Bauwesen verwendet werden, was die Recyclingquote erhöht und Deponievolumen spart. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Prozessschritte im industriellen Maßstab von der Firma Brantner Österreich GmbH macht die Aufbereitungsanlage für Müllverbrennungsaschen in NÖ zu einer der modernsten ihrer Art in Europa. Diese Maßnahmen der Kreislaufführung von Bett- und Rostaschen tragen erheblich zum Umwelt- und Ressourcenschutz bei, indem sie Primärrohstoffe und Energie einsparen.
3. Platz: Projekt: Second Chance Bazar BHAK/BHAS Wr. Neustadt Der Second Chance Bazar der BHAK/BHAS Wr. Neustadt findet seit 2022 statt, um Klimaschutz und Ressourcenschonung zu fördern. Schüler:innen können einmal pro Semester Kleidung tauschen, die nicht mehr getragen werden würde. Durch die Wiederverwendung wird die Lebenszeit der Kleidung verlängert. Die getauschte Menge an Gewand wird quantitativ erfasst und mittels CO2 Rechner bewertet. Durch die Aktion wurden bisher 7.536 kg CO2 eingespart, das entspricht einer Fahrt von 42.065 km mit einem Mittelklasseauto. Die Schüler:innen werden motiviert, mehr Kleidung abzugeben, indem Klassen, die mehr spenden, früher Zugang zum Bazar erhalten. Diese Aktion fördert Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ermöglicht den Schüler:innen, aktiv am Klimaschutz teilzunehmen.
v.l.n.r: LAbg. Anton Kasser, Präsident des Vereins die NÖ Umweltverbände, Fachgruppenobmann Thomas Kasper, Florian Czurda & Florentina Hauser (BHAK/BHAS Wr. Neustadt), Klemens Kremser (Austrian Center of Industrial Biotechnology), Jakob Lederer (CD Labor für Recyclingbasierte Kreislaufwirtschaft, TU Wien), LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Wirtschaftskammer NÖ-Präsident KommR Wolfgang Ecker
KATEGORIE: START-UP-UNTERNEHMEN
Sonderpreis: Entwicklung einer automatischen hoch Durchsatz Upcycling-Anlage für gebrauchte PV-Module 2nd Cycle FlexCo]
Die Umstellung auf erneuerbare Energieträger ist entscheidend im Kampf gegen die Klimakrise, weltweit werden täglich Millionen neuer Photovoltaikmodule installiert. Diese steigende Anzahl führt zu einem massiven Rückstrom gebrauchter PV-Module, von denen viele technisch noch einsatzfähig wären. Es fehlt an automatisierten Prozessen, um diese Module kosteneffizient für einen zweiten Lebenszyklus aufzubereiten. Eine neue, vollautomatische Upcycling-Anlage soll dieses Problem lösen, indem sie gebrauchte PV-Module reinigt, testet, repariert und sortiert, wodurch die Kosten im Vergleich zu bestehenden manuellen Prozessen um über 80% gesenkt werden. Ziel ist es, bis 2031 rund 8% des EU-weiten Rückstroms an PV-Modulen zu verarbeiten, was bedeutende Umwelt- und Klimavorteile bietet, indem bis zu 200.000 t PV-Müll vermieden und 7,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden.
v.l.n.r: LAbg. Anton Kasser, Präsident des Vereins die NÖ Umweltverbände, Fachgruppenobmann Thomas Kasper, Gerald Eichler, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Wirtschaftskammer NÖ-Präsident KommR Wolfgang Ecker
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